10.06.2020

Jetzt ist schon wieder was passiert! Ich meine, es passiert dauernd etwas, das ist schon klar. Aber etwas Seltsames ist passiert. Etwas worüber ich mich gewundert habe. Ich habe nicht gestaunt. Mich nur gewundert. Für alle, die den Unterschied nicht kennen:

Wer sich wundert, sieht gerade etwas, was mit dem, was er über die Welt weiß, nicht übereinstimmt!

Wer staunt, sieht gerade etwas, was er überhaupt nicht kennt!

Aber worüber habe ich mich gewundert? Es war die große Freude über die Grenzöffnungen innerhalb Europas und das gleichzeitige trauern, dass die nordafrikanischen Grenzen noch ein bisschen geschlossen bleiben. Warum mich das gewundert hat? Weil ich mich noch daran erinnern kann, als die Stimmen in Deutschland und Österreich immer lauter wurden, diese Grenzen zu schließen. Nun ist das eingetreten. Wenn auch nur vorübergehend. Trotzdem ist der Deutsche Karl-Heinz und seine Frau Brigitte doch nicht wirklich zufrieden damit. Genau so geht es auch dem Sepp und der Helga aus Österreich. Das wundert mich eben.

Wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass diese Grenzschließung nur vorrübergehend ist. Oder vielleicht wollen Karl-Heinz, Brigitte, Sepp und Helga doch nach Tunesien auf Urlaub fliegen. Weil es dort günstiger ist als in Europa. Auch die billigen Importwaren aus diesen „Einwanderungsländern“ will das Quartett mit Sicherheit weiterhin käuflich erwerben können beim deutschen Discounter. „Die Neger sollen uns halt einfach die billigen Waren schicken, weiterhin im Dreck leben und uns günstige Urlaube sichern!“, das denken sich die 4 höchstwahrscheinlich. Traurig, aber wahr. Noch trauriger ist, dass Karl-Heinz, Brigitte, Sepp und Helga diese Zeilen hier nie lesen werden. Nein, die erfreuen sich gerade über die BILD-Meldung:

LOVE-ISLAND-STAR jetzt 5 MIO. EURO SCHWER – Von wegen aus Trash-TV Sternchen wird nix

Ich für meinen Teil habe gerade auf Google Earth nachgeschaut, wo genau sich Love Island befindet, und festgestellt, es 2 gibt. Eine in den USA im Munuscong Lake, gleich an der Grenze zu Kanada. Und eine in Weißrussland. Ich weiß jetzt nicht auf welcher dieser beiden Inseln sich besagte Frau befindet. Oder wie man auf Ihnen ein Star wird. Aber ich gratuliere ihr herzlichst dazu, es wird schon eine herausragende Leistung gewesen sein. Denn ein STAR wird man ja nicht einfach so. Schon gar nicht in der BILD. Ich frage einfach Karl-Heinz, Brigitte, Sepp und Helga, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Bis es aber so weit ist, werde ich mich wohl noch das ein oder andere Mal wundern müssen.

Gestaunt habe ich übrigens das letzte Mal, als ich gesehen habe, dass sich die COVID-19 Schnittstelle für eine Trackingapp automatisch auf meinem Andriod Telefon installiert hat. Das kannte ich noch nicht. Da habe ich wirklich gestaunt. Das ging von ganz alleine. Ich musste nicht einmal ein Häkchen setzen irgendwo. Oder wurde gefragt.

Natürlich könnte einen so etwas aufregen. Aber wozu? Es ist eine Schnittstelle. Zumindest vorerst. Selbstverständlich wird auch die dazugehörige App irgendwann einfach installiert werden auf unseren Telefonen. Zwar nicht für COVID-19. Aber es wird kommen und wir werden uns dieser Tatsache nur sehr schwer entziehen können.

Bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Karl-Heinz, Brigitte, Sepp und Helga werden jetzt schon mal ihren nächsten Winterurlaub in Tunesien planen. Sich vorher mit „frischen“ Datteln vom Discounter darauf einstimmen. Und weiterhin gefallen finden an Schlagzeilen wie:

WIE CORONA IST DEUTSCHLAND NOCH?“

Und was machen wir? Wir werden weiterhin versuchen die Karl-Heinzen, Brigitten, Sepps und Helgas zum Umdenken zu bewegen. Oder zumindest im Zaum zu halten. Und wenn das nicht funktioniert, winken wir ihnen auf der Straße einfach freundlich zu, werfen ein Lächeln hinten nach und schauen ihnen beim Staunen zu. Denn das kennen sie nicht. Überhaupt nicht. Aber eventuell, wenn man es oft genug macht, lernen sie es kennen und müssen irgendwann nicht mehr staunen. Denn merke: „Wer immer nur staunt, hat nie etwas gelernt.“ Und wer weiß, vielleicht winken sie ja sogar irgendwann einmal zurück mit einem Lächeln. Das wäre doch schon ein Fortschritt. Also, viel Spaß beim Winken und HOOPONOOPONO.

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© Paul Brabec